Ist unser Wille wirklich frei?

Gefangen im Kopf

Eine Frage die seither die Philosophen beschäftigt und die über unsere Verantwortung für unser Handeln richtet. Der Wille speist sich aus verschiedensten Richtungen. So kann der Wille zu etwas, durch eine Neigung, ein Bedürfnis oder einen Instinkt entstehen. Ich verspüre das Bedürfnis Geld zu verdienen, um andere Bedürfnisse befriedigen zu können also entsteht der Wille zu arbeiten, um am Ende die Bedürfnisse zu befriedigen. Entsteht nun der Wille in Bezug auf unsere Bedürfnisse selbstständig in uns selbst, also frei oder ist er der Kausalität äußeren Einflusses geschuldet? Handelt es sich um Bedürfnisse, die durch unsere Instinkte geweckt werden, so entsteht der Wille in uns selbst. Beispielsweise das Bedürfnis etwas zu essen, wenn man Hunger hat. Die Bedürfnisse, die durch den Überlebens – und Existenzerhaltungswillen ausgelöst werden, kann man somit durchaus frei nennen und doch entscheiden wir uns nicht frei für sie. Wir entscheiden frei über die Möglichkeiten des Handelns, welches der Wille nach sich zieht aber nicht selbst für die Entstehung des Willens. Bei Bedürfnissen, die von außen an uns herangetragen werden und somit den Willen zu bestimmten Handlungen in uns wecken, sind dahingehend noch viel unfreier. Nicht nur das wir nicht frei über ihre Entstehung entscheiden, wie wir ebenfalls über den Großteil unseres Denkens nicht frei entscheiden, sondern das Bedürfnis wird auch noch von anderen Quellen in uns hinein gepflanzt. Ist die Entstehung unser Bedürfnisse, unseres Denkens, unseres Willens also nicht frei, in wie weit können wir dann die Verantwortung dafür übernehmen? Wer sucht sich beispielsweise seine sexuellen Neigungen aus? Die Verantwortung beginnt da, wo der Wille sich in Handeln wandelt. Hier gründet sich der Unterschied zwischen dem Mensch und dem Tier. Wir sind nicht gezwungen unseren Willen blind zu folgen. Wir sind Vernunftwesen, die im Stande sind die Konsequenzen ihres Handelns, welches wiederum aus

dem Willen entsteht, abzuschätzen und somit eine freie Entscheidung zu treffen, ob das Handeln dem Willen folgt oder eben nicht. Die Zwickmühle entsteht, wenn es sich um Bedürfnisse handelt, die unausweichlich für das eigene Überleben sind. Aus dem Instinkt überleben zu wollen, entsteht der Wille überleben zu wollen und daraus die verschiedene Bedürfnisse, die zum Überleben befriedigt werden müssen. Kommen wir auf das Beispiel des Hungers zurück. Ich brauche etwas zu essen, weil ich sonst nicht überlebe, ist mir nun aber nicht die Möglichkeit gegeben etwas zu Essen zu bekommen, ohne ein Verbrechen zu begehen (Beispielsweise: Raub), in wie weit kann ich für mein Handeln dann verantwortlich gemacht werden? Ich habe mich nicht frei dafür entschieden Hunger zu haben, überleben zu wollen. Für welchen Willen, der das ein oder andere Mal ein unausweichliches Handeln nach sich zieht (wie im obigen Beispiel beschrieben), muss ich mich nun verantworten und was entzieht sich meiner Verantwortung? Grundsätzlich kann man sagen, dass unser Handeln nur in dem Maße frei ist, wie sich uns auch Alternativen zum Handeln bieten. Ist man gezwungen auf Grund des reinen Überlebens, Alternativlos (Hier beziehe ich die Alternative NICHT zu handeln nicht mit ein. Im Prinzip gibt es keine Alternativlosigkeit, denn es besteht immer die Alternative nicht zu handeln.) zu handeln, ist dies kein freies Handeln. Verfolgt man den Gedanken konsequent bis zum Schluss, so kommt man unausweichlich zu der Frage, ob wir uns überhaupt frei dazu entschieden haben, geboren zu werden. Empirisch eine leicht zu beantwortende Frage, Metaphysisch weitaus schwieriger. Jean-Jacques Rousseau hat es so gesehen:

„Der Mensch ist frei geboren, und liegt doch überall in Ketten.“

Man kann es sowohl auf empirischer Weise sehen, dass der Mensch durch äußere Einflüsse nicht frei ist aber durchaus auch auf metaphysische Weis, dass der Mensch in seinem Denken in Ketten liegt, dass er im Denken nicht frei ist.

„Die Gedanken sind frei.“

Dieser oft benutzte Satz, wird somit egalisiert. Denn wie frei sind unsere Gedanken tatsächlich? Der Ein oder Andere mag sagen, dass wir uns doch entscheiden können an eine ganz bestimmte Sache zu denken, einen ganz bestimmten Gedanken zu haben. Aber diese Entscheidung zu treffen, geht ein Gedanke voraus, für den wir uns nicht frei entschieden haben, diese Kette ist immer weiter zu führen. Halten wir fest, dass wir uns nicht für unsere Gedanken, Bedürfnisse, Willen, Neigungen und Instinkte entscheiden und uns nur übrig bleibt sie zu leiten, einzudämmen oder ihnen freien Lauf zu lassen. Unsere Freiheit von uns selbst beginnt also erst mit dem Handeln. Wo wir (nach Kant) als Vernunftwesen dazu fähig sind einem kategorischen Imperativ zu folgen, einer Maxime, die jedes Vernunftwesen im Naturzustand (nach Locke ist der Mensch im Naturzustand grundsätzlich gut. Ihm gegenüber wird oft Hobbes gestellt er vom genauem Gegenteil ausgeht) für vernünftig halten würde. Wobei sich der hypothetische Imperativ auch nicht unserer Verantwortung entzieht, nur nach Kant ist das Handeln als reines Mittel und nicht als Zweck, nicht Sittenhaft. Man könnte sagen, dass die Ursache nicht in unserer Verantwortung liegt aber durchaus die Wirkung. Wir sind nicht frei in unserem Willen aber frei (obige Ausnahmen außen vor gelassen) in dem was mit dem Willen geschieht, ob und wie er sich in unser Handeln überträgt.

„An Freiheit des Menschen im philosophischen Sinne glaube ich keineswegs. Jeder handelt nicht nur unter äußerem Zwang sondern auch gemäß innerer Notwendigkeit.“ – Albert Einstein, Mein Weltbild

 

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