Der Mut zur Entscheidung

Jede Entscheidung bringt Erkenntnis.

Jede Entscheidung bringt Erkenntnis.

Für Mona

Unausweichlich. Wenn der freie Wille tatsächlich existiert, sind wir absolut und vollkommen verantwortlich für unser Handeln, für unsere Entscheidungen. Doch der freie Wille ist schwer zu fassen (Siehe Artikel: Ist unser Wille wirklich frei?). Wir handeln nach Instinkten, nach Gefühlen, werden manipuliert von außen aber auch von uns selbst. Wir reagieren stetig auf unser Umfeld. Unser Leben ist durchzogen von wechselnden Kausalitäten. Mal ist unser Handeln die Ursache, mal sind unsere Entscheidungen die Wirkung. Wo beginnt also der freie Wille und wo hört er auf? Für eine freie und selbstständige Entscheidung müssen wir uns der Konsequenzen im Klaren sein und dürfen nicht alternativlos zu dieser Entscheidung gezwungen werden, ob selbstverschuldet oder nicht. Entscheidungen sind ebenso unausweichlich in unserem Leben, in jeder Sekunde unseren Seins wie das tägliche auf- und untergehen der Sonne. Tausende Entscheidungen müssen jeden Tag getroffen werden. Der Großteil von unserem Handeln wird von unserem Unterbewusstsein gesteuert, dem Autopiloten des Menschen. Gewohnheiten und alltägliche Abläufe geschehen nicht mehr bewusst. Selbst die Entscheidung in einer Situation nicht zu handeln, sich nicht zu entscheiden, ist eine Entscheidung und zieht somit ein ganz bestimmtes handeln nach sich. Das Bewusstsein unterscheidet uns vom Tier, Selbstwahrnehmung, Selbstreflexion. Um eine Entscheidung zu treffen betrachten wir alle Möglichkeiten unseres Handelns und beurteilen die Konsequenzen die es nach sich zieht. Jedoch geschieht dies nur rein Hypothetisch. Es ist nicht möglich eine Alternative zu einer getroffenen Entscheidung auszutesten und somit kann man sich nie sicher sein ob es sich in der Realität so abspielt wie in dem zuvor, in unserem Kopf, durchgespielten theoretischen Versuch. Die Zukunftstheorien die wir uns erstellen um eine möglichst fundierte Entscheidung zu treffen, basieren zumeist auf Erfahrungen. Doch genauso groß wie die Wirkung der Erkenntnisse aus erlebten Erfahrungen sind unser Gefühle. Oftmals bleiben diese Gefühle, die unsere Entscheidungen maßgeblich beeinflussen undefiniert. Manche nennen es „Bauchgefühl“, analysiert man jedoch dieses „Bauchgefühl“ merkt man schnell, dass es keine undefinierbaren Gefühle sind, die diesen immensen Einfluss auf unser Handeln haben. Angst, Hoffnung, Vertrauen, Liebe, Loyalität alles samt starke Gefühle, die alle einer weitreichenden Definition bedürfen die jeder für sich selbst auf Grund seines Erlebten und Erlebens bildet. Zerlegt man Entscheidungen in ihre Einzelteile offenbart sich uns ein hochkomplexer Vorgang, ein Zusammenspiel aus Erfahrung, aus Gefühlen, aus Bedürfnissen und Zwängen. Jede Entscheidung ist unumkehrbar, auch wenn man die Wirkung der Entscheidung „korrigiert“ macht man sie damit nicht rückgängig/ungeschehen.

Wie weit reichen unsere getroffenen Entscheidungen? Nach der Chaostheorie kann der Flügelschlag eines Schmetterlings auf der anderen Seite der Welt einen Orkan auslösen, aufgrund einer gewaltigen Kausalitätskette. Sehe unsere Gegenwart vielleicht ganz anders aus, wenn wir in unsere Jugend einmal mit dem linken statt mit dem rechten Fuß aufgestanden wären? Hier liegt die Tücke des Lebens. Wir können Alternativen nur theoretisch durchspielen aber niemals erleben und so nie wissen ob es eine bessere oder schlechtere Entscheidung gegeben hätte. Wir können es abschätzen, beurteilen wieder auf Grund von bereits gewonnen Erkenntnissen aber nur wenn man die Realität erlebt weiß man in wie weit diese mit der theoretische Überlegung übereinstimmt. Es gibt in jeder Situation verschieden viele Komponenten die wir nicht beeinflussen (können). Jede Entscheidung die wir getroffen haben in unserem Leben hat uns also genau hier her gebracht, in die Gegenwart. Gute Entscheidungen, schlechte Entscheidungen und sogar belanglose (die zwar belanglos erscheinen aber folgt man meiner Theorie dies ganz und gar nicht sind). Beinah unendlich oft standen wir in unsere Vergangenheit vor einer Reihe von Möglichkeiten aus denen wir eine auswählen mussten. Wir haben uns Nächte lang gequält und hin und her überlegt, beurteilt, abgeschätzt, beraten und dann die Richtigkeit der Entscheidung nach ihrer tatsächlichen Wirkung beurteilt, nach dem Erleben der sich nachziehenden Handlung. Und trotzdem entziehen sich die alternativen Möglichkeiten unserer Erkenntnis, unserm Erleben. Wem es gut geht und wer glücklich ist, wird sich nicht viel damit auseinandersetzten, denn alle seine Entscheidungen haben ihn dieses Glück gebracht. Doch auch jeder Mensch hat schon einmal eine Entscheidung hinterfragt, nach dem die Wirkung eingetreten ist. Ist dies nun also ein Plädoyer alle zukünftigen Entscheidungen duldsam abzuwiegen, alle Möglichkeiten bis ins kleinste theoretisch durchzuspielen und erst dann eine zu treffen? Ganz im Gegenteil. Wir sollten vielmehr auf unsere Gefühle hören. Weniger nutzenorientiert handeln und nicht jede Entscheidung hinterfragen. Dies gilt selbstverständlich nicht für jede Entscheidung, man sollte immer die Verantwortung für seine Entscheidungen übernehmen können. Doch am Ende stehen wir da und unsere Entscheidungen haben uns dahin gebracht. Hätten wir andere Entscheidungen getroffen hätten sie uns wo anders hingebracht, doch da wir diese Alternative niemals kennenlernen werden, sollte man sich auch nicht mit gemalten Vorstellungen darüber quälen, sondern sein hier und jetzt akzeptieren und die Verantwortung dafür tragen. Jede getroffene Entscheidung bringt uns Erkenntnis, sei sie noch so banal oder schlecht. Durch jede neu gewonnene Erkenntnis können wir bessere Entscheidungen treffen. Man muss sich nur trauen mal eine „falsche“ Entscheidung zu treffen, man muss sich trauen seinem Gefühl zu folgen, man muss lernen sich selbst zu trauen.

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Male, 24, Germany (Bremen), Student, Politik, Philosophie, ich möchte dich kennenlernen ;) :D
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2 Antworten zu Der Mut zur Entscheidung

  1. roseny schreibt:

    Glaubt man den Neuronen, dann ist jede Entscheidung bereits einen guten Bruchteil einer Sekunde alt, bevor wir sie bewusst „treffen“. Nehmen wir das mal als These hin und fragen uns, wie kommt die Entscheidung denn in diesen „Entscheider“ hinein?

    Ein Kind, das gerade lernt, dass Eier, die hinunterfallen, kaputt gehen, kann eine ganze Palette Eier auf den Boden werfen, und mit jedem begeisterter rufen: „Eier, die hinfallen, gehen kaputt“. Das macht den statistischen Moment des Lernens deutlich. Wiederholung wirkt – Intensität auch. In der Wiederholung, wenn ein intensives Erlebnis im Kopfkino nochmal durchgegangen wird, kann die Intensität korrigiert werden. Jedes Erinnern kann ein Erlebnis ändern. Deshalb wird es durch Wiederholung verstärkt und deshalb kann die Intensität kann durch eine sichere Umgebung in der sie „Nacherlebt“ wird, gemildert werden.

    Entscheidungen werden auf Grund von Erfahrungen getroffen. Erfahrungen können sich ändern. Entscheidungungen auch.

    Das Problem mit manchen Entscheidungen ist, dass viele getroffen werden, obwohl eigendlich zu wenig relevante Daten bekannt sind – das passiert dann auf der Basis von ähnlichen Situationen. Von Situationen, die so ähnlich wie möglich der gerade – durch bereits gemachten Erfahrungen bewerteten – empfundenen Situation, getroffen werden, sind.

    Das ist ein sich selbst verstärkendes Prinzip. Das macht Sinn, denn sonst könnte man sich nicht entscheiden. Das ist fatal, wenn die „falschen“ Erfahrungen gemacht wurden. Aber es kann korrigiert werden, wenn man neue Erfahrungen zulässt. Das ist aber garnicht so einfach, weil neue Erfahrungen immer auch mit alten verglichen werden. Neue Werte, die im Widerspruch mit alten stehen, können verdrängt werden.

    Man kann sich und seinen Entscheidungen trauen. Durchaus. Wenn man sich umentscheiden kann, dann darf man sich selbst trauen. Wer einen Widerspruch erkennt und zulässt, dann sollte man eher dem eigenen Gefühl trauen.

    Mir ist das Problem mit dem „sich selbst vertrauen“ seit der Schulzeit – ich bin allerdings auch ein bisschen älter, hoffentlich hat sich das geändert – bekannt. Es wurden komplette und komplexe Antworten und damit das falsche Bild einer sicheren Lösung jeder (relevanten) Frage geliefert. Allein schon der statistische Charakter von „gelernt“ lehrt da anderes.

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